Babenhausen – „Nur wer selbst betroffen ist, kann beurteilen, was hier geleistet wird“, brachte Stadtverordnetenvorsteher Wulf Heintzenberg es bei der Feierstunde zum 30-jährigen Bestehen der Sozialstation Babenhausen-Schaafheim auf den Punkt. Von Petra Grimm
Viele Gratulanten hatten sich am Sonntagvormittag im Festzelt versammelt, um sich gemeinsam an die Anfänge zu erinnern und dem Team des ambulanten Pflegedienstes, an der Spitze Geschäftsführer Sebastian Fuß, zu danken.
Seit der Gründung, bei der der damalige Bürgermeister Norbert Schäfer ein wichtiger Motor war, hat sich viel geändert (wir berichteten). 35 Mitarbeiter – 30 Pflegekräfte und fünf Angestellte für Verwaltung und Reinigung – sowie der auf 17 Fahrzeuge angewachsene Fuhrpark sind inzwischen für rund 200 Patienten im Einsatz. Unterstützung erhält die Sozialstation durch den seit 1992 bestehenden Förderverein. „Aus den Beiträgen unserer 250 Mitglieder und Zuwendungen, beispielsweise von Gerichten verhängte Bußgelder, finanzieren wir zusätzliche Berufsbekleidung, Geräte oder Fortbildungsveranstaltungen“, sagte der Fördervereinsvorsitzende Reinhard Rupprecht. Man stocke das Budget um einigen Tausend Euro im Jahr auf. In den vergangenen Jahren seien allein zehn Pkw mit Hilfe des Fördervereins angeschafft worden, ergänzte Fuß.
Dass die Mitarbeiter neben der körperlichen Pflege auch die Psyche der Patienten nicht aus den Augen verlieren, betonten einige Redner. „Sie meistern die Balance zwischen menschlichem Zuspruch und medizinischer Erfordernis, zwischen bürokratischen Notwendigkeiten und individuellem Bedarf aufs Beste. Unermüdlich und mit kreativen Ideen haben sie sich den immer neuen Anforderungen erfolgreich gestellt und Erfolgsgeschichte geschrieben“, lobte Bürgermeisterin Gabi Coutandin, die zwei Namen stellvertretend für die Aufbauleistung des ganzen Teams hervorhob: Christine Zenkert, die die Einrichtung seit ihrer Gründung 25 Jahre geleitet hat, und Pflegedienstleiterin Christine Kolb.
Dem offiziellen Teil folgte ein Tag der offenen Tür mit einer Ausstellung von Pflegehilfsmitteln und der Möglichkeit, die Räume der Demenzgruppe im Sophie-Kehl-Haus zu besichtigen. „Seit 2008 werden hier dreimal die Woche sechs bis acht demenziell Erkrankte betreut. Es gibt die Möglichkeit zu spielen und zu basteln“, sagte Fuß, der seit 2010 Geschäftsführer der 2006 in eine gemeinnützige GmbH umgewandelten Sozialstation ist. „Wir sind zu 100 Prozent eine kommunale Einrichtung, die einzige Gesellschafterin ist die Stadt Babenhausen.“ Unter den Patienten sind aber auch viele Schaafheimer. Denn die Gemeinde Schaafheim saß bis 2006 mit im Boot.
Beim Blick in die Zukunft ist der Geschäftsführer entspannt: „Der demografische Wandel sorgt dafür, dass es genug Patienten gibt. Es ist eher die Frage, wie wir über die Jahre noch mehr Kunden betreuen können. Denn wir wollen niemanden ablehnen. Außerdem könnte man darüber nachdenken, unser Angebot zu erweitern und beispielsweise Tagespflege anzubieten. Dafür müssen dann allerdings Räume geschaffen werden, in denen auch Betten stehen, man müsste ein Mittagessen anbieten und so weiter.“ Einen Blick zurück warf die frühere Stadtarchivarin Ria Fischer, die über Krankenpflege in Babenhausen vom Mittelalter bis heute sprach.
Quelle: OP-online (Link)